Dass Intimsysteme wie innige Freundschaften, heisse Liebschaften, Paarbeziehungen, Familienanbindungen in Organisationen vorkommen, wird kaum bestritten werden, so wenig wie der Umstand, dass sie in einer Art Konkurrenz stehen zu organisationell gepflegten Communiokonzepten, Gemeinschaftserzeugungsstrategien, die kollektive Bindungen festigen, Identitäten stabilisieren und Zusatzgewinne an Effizienz erwirtschaften sollen.
Erstaunlich ist, dass neben weniger imposanten "Unifikationskonzepten" wie Mannschaft, Team, Kollektiv etc. die Familie zu einem oft gewählten und irgendwie superplausiblen Modell werden konnte. Schliesslich ist dieser Systemtyp ausser in der Werbung kaum ein Harmoniemodell, sondern eher eines für, wie Luhmann sagt: enthemmte Kommunikation, für die Entbindung zivilisatorischer Standards im Umgang miteinander, für das Zerbrechen an der Paradoxie obligatorischer Liebe. Ein Fernsehnachmittag zeigt, wie sehr das Genre der Beobachtung krisenhafter Familien offenbar massenhaftes Interesse auf sich zieht, ganz abgesehen davon, dass Familienberatungseinrichtungen seit etlichen Jahren expandieren. Die Frage, der in diesem Aufsatz nachgegangen werden soll, bezieht sich darauf, ob die Semantik familiärer Intimität trotz oder wegen dieser augenscheinlichen Diskrepanz zur Idee der Communio eine Funktion in Organisationen bedient.