Soziale Kognitionen sind die Voraussetzung für altruistisches und soziales Handeln. Sie schützen uns auch davor, andere körperlich und seelisch zu verletzen, da es uns selbst besonders schmerzt, wenn wir die Verursacher der Schmerzen anderer sind. Mentalisierungsfähigkeiten, d.h. einen Sinn im Verhalten nahestehender Personen zu finden, entwickelt sich in den ersten fünf Lebensjahren.
Die Ausprägung dieser Fähigkeit hängt maßgeblich von der Qualität der frühen Eltern-Kind-Beziehung ab. Sind frühe Beziehungen durch Unverständnis und Gewalt geprägt, so kann dies zu einer Hemmung oder Verzerrung von Mentalisierung führen. Die mangelnde Verfügbarkeit von Mentalisierung wird besonders in der Jugend auffällig, wenn die Kontrolle durch die Eltern nachlässt und Jugendliche sich mit komplexer werdenden sozialen Umwelten konfrontiert sehen. Besonders unter emotionalem Stress kann die reflexive Fähigkeit versagen und damit sinken die Hemmschwellen, andere zu verletzen.
In dem Vortrag wird die gescheiterte Entwicklung von Mentalisierung als Ausgangspunkt zum Verständnis jugendlicher Gewalt genommen und es werden erste Ansätze von therapeutischen Bemühungen vorgestellt, die Mentalisierungsfähigkeit zu stärken, um den Teufelskreis transgenerationaler Gewalt zu durchbrechen.